Ali Farka Touré 1939-2006, R.I.P. |
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Ali Farka Touré 1939-2006, R.I.P. |
8 Mar 2006, 16:15
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"talking timbuktu" war ein netter soundtrack für sonnige tage der mich einige sommer lang begleitet hat - interessanter musiker, interessanter mensch...
und neue schubladen hab ich kennengelernt: "desert-blues", "wüsten-funk" In der Wüste verstummt der letzte Blues 694 words 8 March 2006 Salzburger Nachrichten 12 German © 2006. SN. All rights reserved. BERNHARD FLIEHER SALZBURG (SN). Ali Farka Touré hebt die Hand vom Griffbrett seiner Gitarre, um einen Mitmusiker zu loben. Das gleicht einer majestätischen Geste. Wohlwollen drückt sie aus und tiefen Respekt. Nicht die geringste Ahnung von Überheblichkeit spürt man, aber unbeugsamen Stolz und unendliche Würde. Dieser Mann weiß, was er kann, er zeigt es, wenn er spielt, und er sagt es auch. „Die Kultur meiner Heimat bildet die Wurzel, ich bin der Stamm und die anderen sind Äste und Blätter“, sagt er in einem Gespräch mit den SN über die Weltordnung im Blues. Das war im Jänner vergangenen Jahres in Brüssel. Mit seinem Landsmann Toumani Diabate stellte er bei einem raren Liveauftritt das Album „In the Heart of the Moon“ vor. Vor wenigen Wochen bekam er dafür seinen zweiten Grammy. Der Auftritt in Brüssel war sein letzter in Europa. Ali Farka Touré starb am Dienstag im Alter von ungefähr 67 Jahren (ein genaues Geburtsdatum gibt es nicht) nach langem Leiden in seiner Heimat Mali. Er litt an Knochenkrebs. „Er war viel zu stolz, das zuzugeben. Erst als er im Krankenhaus behandelt wurde, verbreitete sich die Botschaft schnell“, sagte Dave McGuire von World Circuit. Das in London ansässige Plattenlabel veröffentlichte seit 1988 alle seiner Platten. „Wir verlieren nicht nur einen großen Künstler, sondern einen engen Freund. Seine Beschwerden ließ er sich aber auch uns gegenüber nie anmerken“, sagte McGuire den SN am Dienstag. Vor 1988 gab es verschiedene Veröffentlichungen bei französischen Labels, denen Farka Touré androhte, „die Verantwortlichen umzubringen, wenn ich sie je erwischen sollte“. Keine dieser Aufnahmen war von ihm autorisiert. Misstrauisch war er gegenüber allen, die sein Werk als exotisch-afrikanische Ware in die Welt schleppen wollten. Erst die enge Vertrauensbasis zu World-Circuit-Chef Nick Gold ermöglichte eine langjährige Zusammenarbeit. Seine Welt, die trockene Kargheit der Südsahara, die nur vom Niger am Leben erhalten wird, wollte Farka Touré dafür nur selten verlassen. Er war kein Typ für die so genannte „Weltmusik“. 1994 entstand aber doch eine Kontinente übergreifende Arbeit. Mit Ry Cooder kreierte er die atemberaubende Verbindung von Welten: „Talking Timbuktu“. Für dieses Album, das zu den besten verkauften „Weltmusik“-Alben gehört, gab es einen Grammy. In Niafunke, einem Kaff am Niger, war Ali Farka Touré Bauer und Bürgermeister – und erst wenn er diese Jobs erledigt hatte, war er Musiker. Mit kargem Blues und harten Lebensgeschichten wurde der baumlange, hagere Autodidakt in den 80er und 90er Jahren ein erster international respektierter Star Afrikas. „Blues haben wir hier immer schon gespielt“ Jedes seiner Alben lehrt den Hörern, wohin die Wurzeln von Blues und Rock reichen. Das Wort „Blues“ sei freilich in den USA erfunden und dann erst in seine Heimat Mali geschleppt worden. Dort verwende es niemand, „aber gespielt haben wir das hier schon immer“, sagt er im Interview mit unerschütterlich fester Stimme. So sparsam und bedeutungsvoll wie seine Gesten klingt seine Musik, die er bestenfalls alle paar Jahren aufnahm. So erschien – damals nach fünfjähriger Pause – 1999 „Niafunke“. Dieses bisher letztes Soloalbum zeigt exemplarisch sein Œuvre. Tief sind die Emotionen. Dabei tut er musikalisch so wenig wie möglich. Gitarre und Percussion leben durch die Pause. Die Musik atmet bedächtig, lässt einen aber dennoch nie ausruhen. Traditionals und neue Kompositionen sind dort aufgenommen, wo sie hingehören – mitten in einem Land, das den Blues geboren haben muss. Seine Musik wächst aus dem Boden, auf dem er lebt. Sie ist getränkt von der Tradition der Tamaschek, Songhai oder des alten Reichs der Mandingo. Sie erzählt die ewigen Geschichten von einfachen Dingen: dem Ackerbau, der Erziehung und der Liebe. Sie tut es in kantigen Klängen, die merken lassen, dass hier jemand Musik als existenzielle Angelegenheit versteht – und als Kommunikationsmittel. Viele Songs beschäftigen sich mit dem Alltag Malis und weil Radio dort nach wie vor das wichtigste Medium ist, dienen die Lieder der Bevölkerung durchaus als Informationsquelle. Ein neues Soloalbum wird derzeit abgemischt. Das Album, auf dem Farka Touré auf Basis seiner Tradition eine Art Wüstenfunk entwickelt, wird – wie geplant – Ende des Jahres erscheinen. Es wird das Vermächtnis eines Mannes, dem zu begegnen „ein einzigartiger Traum“ war, wie Produzent Nick Gold einmal sagte. |
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