Nachruf Marc Spoon |
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Nachruf Marc Spoon |
salz01 |
12 Jan 2006, 12:28
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Hier ein ausführlicher Nachruf. Quelle: HousePool
ZITAT Heute schockte eine Meldung die gesamte Dance-Szene: Markus Löffel - vielen besser bekannt als Mark Spoon - wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden. Als mutmaßliche Todesursache gilt ein Herzinfakt, allerdings sind die genauen Todesumstände bislang unbekannt. Der DJ und Produzent wurde nur 39 Jahre alt.
Der 1966 geborene Markus Löffel war gelernter Koch, bevor er als DJ und Produzent die Dance- und Techno-Szene maßgeblich prägte. Seine größten Charterfolge feierte er zusammen mit Jam El Mar (alias Rolf Ellmer, Dance 2 Trance) die das Projekt Jam & Spoon bildeten. Ihr größter kommerzieller Hit war "Right in the night", der sich wochenlang in den Top 10 in Europa halten konnte. Später machte er als Produzent mit seinem Solo-Projekt Storm auf sich aufmerksam. In den frühen 1990er Jahren arbeitete er beim Frankfurter Dance-Label Logic Records (heute ein BMG-Label), wo er u. a. für das Projekt SNAP! arbeitete und zudem Künstler wie Dr. Alban entdeckte. Für Aufsehen sorgten aber auch immer wieder seine DJ-Sets, so schrie er im Rahmen der 1995er Loveparade über's Microphon von einem Truck "Warum seid ihr so scheiße leise?". Er war bei mehreren Mayday- und anderen Groß-Veranstaltungen gebuchter DJ. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte das Urgestein letztes Jahr auf dem Dance Award in Hannover. Eine der umtriebigsten und schillerndsten Persönlichkeiten der europäischen Dance-Szene, kann auf eine mehr als bewegte Vergangenheit zurückblicken. Er ist einer von denen, zu dem jeder eine Geschichte zu erzählen hat: "Der Löffel ist nicht einfach nur DJ, sondern Performance-Künstler. Eine Art moderner Raubritter, der durch die Lande zieht und Angst und Schrecken verbreitet aber auch Bewunderung erntet. Ein Mann wie eine Märchengestalt." Beschrieb ihn das Booklet der 1998er Mayday. Was hierzulande höchstens Leute wie Sven Väth oder Westbam für sich beanspruchen können, traf auch auf Mark Spoon zu. Er spielte nicht in einer Kategorie, sondern war seine eigene - und die hatte viel mit seiner Erscheinung und seinem provokanten Auftreten zu tun. Er war gewissermaßen der personifizierte Ausnahmezustand! Als Feiermonster und Backstage-Casanova eilte ihm sein Ruf um den halben Globus voraus. Mark Spoon war eine jener Figuren, die direkt einem Bukowski-Buch entsprungen sein könnten, der Gossip von seinen berühmtesten Zitaten und bizarren Ausschweifungen hätte den Altmeister der Straßenliteratur zu Lebzeiten vielleicht zu einer Story inspiriert. Und auch wenn sich Mark Spoon mit dieser Attitüde nicht nur Freunde gemacht hat, so steht doch eines fest. Ohne ihn wäre Techno ein gutes Stück langweiliger gewesen. Seine ersten musikalischen Gehversuche machte Markus als 14jähriger Plattenleger auf Tanzschulenparties und später als HipHop-DJ unter seinem damaligen Pseudonym Cosmo Beat in Clubs wie Höhenkoller oder dem Funkadelic: Um seine Arbeit als Koch in der ehemaligen Frankfurter Großraumdiskothek Music Hall ranken sich ebenso Legenden wie um seine Rolle als Manager von "We wear the crown", einem Musiker-Kollektiv, dem auch Moses Pelham, heutiger 3p-Boss, und Ex-SNAP!-Mitglied Turbo B. angehörten. Anfang der 90er wechselte er sowohl am DJ-Pult als auch am Schreibtisch die Lager: Im Rahmen der mit Alexander Azary veranstalteten Sound Factory Events (Warehouse-Partys nach englischem Vorbild und Vorläufer der ersten Frankfurter Raves) feierte er seinen Einstand als Techno-DJ. Als erster A&R-Manager von Logic Records schrieb er zu SNAP!-Zeiten die Erfolgsstory des ehemaligen deutschen Vorzeige-Dance-Labels entscheidend mit, indem er Künstler wie Dr. Alban entdeckte und seine ersten Remixe für ihn und andere Logic- Acts ablieferte. Ende 1991 tauschte er seinen A&R-Job gegen eine andere Berufung ein: Zusammen mit Sound Factory-Partner Azary eröffnete er den XS-Club, der mit innovativen Konzepten und internationalem DJ- Booking bis zu seiner Schließung Ende 1994 stilbindende Akzente in der Frankfurter Clublandschaft setzte. 1992 veröffentlichten Jam El Mar und Mark Spoon ihr erstes Werk als Jam & Spoon unter den Namen "Tales From A Danceographic Ocean". Auf dieser EP war u.a. der Track "Stella" enthalten, der in England chartete und in ganz Europa ein massiver Clubhit wurde. Wenig später gelang ihnen mit dem Remix zu dem Klassiker "Age of Love" eine der Hymnen des Jahres und eine der meistverkauften Remixe der Techno-Geschichte. Danach folgte das Doppel- Album "Tripomatic Fairytailes 2001&2002" sowie dessen erste Auskopplung "Right in the Night", die weltweit die Charts eroberte. Von Anfang '93 bis Anfang '97 bestritt Mark Spoon die letzte große Ära der legendären Sonntag-Frühschicht im großen Club des Dorian Gray und sicherte sich damit einen der vorderen Plätze in der Hall of Fame der Frankfurter Club DJs. In dieser Zeit nutzten er und seine Partner die Räumlichkeiten der Flughafendiskothek auch für eine ganze Serie erfolgreicher Veranstaltungen, darunter die oft mehrtägigen Euphoria- und Holy-X-Mas Raves. Jam & Spoon machten nicht nur mit ihren Eigenproduktionen von sich reden, sondern wurden auch von immer internationaleren Pop-Größen für Remixe engagiert: Im Jahre 1994, nachdem sie schon Hand an Werke von Acts wie Frankie Goes To Hollywood, Pet Shop Boys, Quincy Jones, Queen, Enigma oder Stereo MCs gelegt hatten, wurde ihre Arbeit auf diesem Gebiet von einem der führenden englischen Magazine mit dem Titel "Remixer des Jahres" belohnt. Nach langer Wartezeit erschien dann 1997 mit "Kaleidoscope" wieder ein eigenes Album, dessen bekannteste Auskopplung "Kaleidoscope Skies" ein monatelanger Dauerbrenner in den europäischen Hitlisten wurde. Um sich club-kompatibleren Stilblüten der Dance-Music widmen zu können, benutzten Jam & Spoon gewöhnlich die B-Seiten ihrer 12"-VÖs oder riefen kurzerhand Pseudonyme ins Leben, unter denen sie ihre musikalischen Alter Egos ausleben konnten. Als wichtigstes Projekt wäre hier Tokyo Ghetto Pussy zu nennen, mit dem die beiden in den Jahren 1995 und 1996 weltweite Charterfolge verbuchen konnten. Mit ihren aktuellen Projekt Storm, dessen erste Single bereits die deutschen Top 20 erreichen konnte, knüpfte das Duo an diese Erfolge an. Rund um den Erdball hat Mark Spoon hinter den Plattentellern so ziemlich alles an Clubs und Großveranstaltungen gesehen, was Rang und Namen hatte. |
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