interview mit eric fischer Einstellungen

[babysunflower]

was sagt ihr dazu vor allem zur nova...gogobar???
EMT:
Es ist wieder mal soweit. Wie jedes Jahr geht am 19.10.2002 in Linz der jährliche Danube-Rave über die Bühne. Sind 1 Wochen vor diesem Event schon alle Vorbereitungen abgeschlossen?

Eric Fischer:
... nahe zu fast. Jedes Jahr steigt der Adrenalinspiegel je näher der Tag kommt. Die erstmalige Erlösung kommt erst am Event so gegen 2 oder 3 Uhr früh. Wenn der Funke gezündet hat, die DJs sich an ihren Sets begeilen, die Chicks ihre Hüften provokativ schwenken und die Crowd sich daran animalisch ergötzt....dann steigt eine Party wo gezielte Exzesse zum Erlebnis werden um sich Kraft für die banalen und langweiligen Dinge des Lebens zu holen. Yeahh...


EMT:
Im Gegensatz zu anderen Großveranstaltungen in Österreich genießt der Danube-Rave einen immer gleich bleibenden Status bei den Partyleuten. Wie erklärst du dir den hohen Stellenwert deiner Party und was machen deiner Meinung nach andere Veranstalter in anderen Bundesländern falsch.

Eric Fischer:
Ich bin mit diesem Baby großgeworden, habe es geliebt und tue es nach wie vor. Könnte mir vorstellen damit in die Rente zu gehen...quatsch, Leidenschaft spielt bei solchen Szenetreffs eine wichtige Rolle. Irgendwo muss doch ein Unterschied sein, Feingefühl und Weitblick sind eben ein wichtiger Faktor. Das Danube hat unvergleichliche Elemente erlebt, Stimmung und Atmosphäre, war damit prädestiniert Wien Parole zu bieten, eben dort wo manchen mit der Muttermilch schon klar gemacht wurde dass "in da City" alles cooler wäre. Falsch machen kann man nur etwas, wenn man mit Ergebnissen und Erfolgen nicht richtig umgehen kann.

EMT:
Du bist als DJ und Veranstalter sehr erfolgreich und ein Aushängeschild für die Österreichische Technoszene. Was möchtest du für dich persönlich noch unbedingt erreichen?

Eric Fischer:
...dann war die jahrelange Arbeit doch nicht umsonst, endlich jemand der meine "salomonischen"...(welch ein Wort )..Entscheidungen würdigt. Inzwischen habe ich im Osten (Exjugoslawien, Tschechien) durch permanente Umtriebigkeit viele Nächtigungsmöglichkeiten. Kein Witz, den Leuten dort gefällt meine Musik und die Art und Weise wie ich sie empfinde, darum werde ich dort gebucht und nur darum!. Mal sehen, sollte es so weitergehen, so sollten Moldawien, Lappland und das Burgenland noch dazukommen. Persönlich wünsche ich mir minimalen Stress um maximal leben zu können!

EMT:
Wir kennen ja alle deine Mix-Compilations (Favorite Tools, Danube-Rave Vol. I-III). Können wir in Zukunft auch mit eigenen Produktionen von dir rechnen?

Eric Fischer:
das waren noch Zeiten als Fotoshootings für Favorite Tools die Eitelkeit ins unermessliche trieb. Ich hätte mir damals einen Scheitel frisieren sollen...warum hat sich eigentlich keiner dabei ausgezogen? Stattdessen dominierte der Offbeat und die Snaredrum von Döbling bis Wr.Neustadt, aber das ist Vergangenheit. Inzwischen haben sich gewisse Dinge manifestiert, viele Protagonisten von damals kehren zu ihren Wurzeln zurück und beleben die Randbezirke mit gefälligen Beats oder übernehmen wichtige Posten bei diversen Sparvereinsauszahlungen. Eigene Produktionen tragen ja bekannterweise die Handschrift des Künstlers, "devoted tunes" mein Label widmet sich den ausschweifenden Dingen des Lebens, siehe Cover der ersten Releases...Fortsetzung folgt!

EMT:
Stehst du nach so langer Zeit als DJ noch immer lieber hinter den Plattenspielern oder macht es dir mehr spaß deine ganzen Veranstaltungen zu organisieren?

Eric Fischer:
Djing ist so eine emotionelle Sache, natürlich treibt man sich dabei in Sphären wo andere gerne mitfliegen. Am Besten du schickst die Crowd auf einen Film der wesentlich länger anhält als jede verbotene Substanz. Die meisten bekommen sowieso nur Sodbrennen und quälen dich während des Auflegens mit netten Fragen wie "wann spielst du denn?"
Ironie und Galgenhumor beleben die sonst so manchmal trieste Szene.
Zu veranstalten bedarf es einer gehörigen Portion Risiko, wer wie ich sogar schon einmal die Jazz Gitti promotet hat weiß wovon ich rede...anyway, wäre jetzt müßig Reminiszenzen über eines der härtesten Business des Globals anzustellen.

EMT:
Mit welchen Top-Act´s können wir demnächst bei Veranstaltungen in der Arena NOVA rechnen? Gibt es noch einen Künstler, den du unbedingt nach Österreich holen willst?

Eric Fischer:
einen Mark Spoon mit freiem Oberkörper beim nächsten Fridays...Spass beiseite, die Nova ist nicht mehr. Sage und schreibe eine Gogobar wird der dortigen Landjugend die Nächte bereichern! Somit ist das Thema abgeschlossen, cool war es trotzdem als Sven Väth und Co. anno dazumal auf der Straßenwalze die Party ausklingen ließ....Insider wissen Bescheid!
Sicherlich gibt es noch einige Acts die mich reizen, Illona Staller, Theresa Orlowski, Kelly Trump..etc. und wenn ich mich dem Ernst des Lebens widme dann denke ich für das 10 jährige DANUBE auch an Mills, Cox, Chemical Brothers, Fat Boy Slim, Herbert, etc...die kommen dann bei solcher charmanten Begleitung sicher für weniger Geld!

EMT:
Was haltest du von den ständigen Diskussionen über "Kommerz" und "Underground" in der Technoszene?

Eric Fischer:
Wenig oder gar nichts, da kommen nur Streitereien zustande. Make Love not War! Der schlechte Kommerz reagiert die Masse und steuert die Volksverblödung. Der gute Underground signalisiert Progression und steuert nachhaltig unsere Kultur, so Support it!!

EMT:
Und nun schon zur letzten Frage. Wer oder Was ist für dich zurzeit TOP und FLOP?

Eric Fischer:
Die allerletzte Frage um die Gemüter ein wenig zu heben...musste ja kommen! Grundsätzlich braucht man sich nur die Landschaft anzusehen...ein Ort wo vieles in die Tat umgesetzt wird ist bei Frontman Gregor, hat eben ein enormes Kämpferherz, der verrückte Rudi hievt das geheiligte Flex in Technoide Gefielde, die Strohmeiers bringen das Casanova zum Rotieren, der Jürgen Bauer ist nicht Kleinzukriegen, Biosphere kommerziell-professionell und die Suntribe & Psychic Reaction Crew verbreiten mit Chaitea spirituelle Sympathie. Tja und die Steirer haben da auch den Auer und ihren eigenen Herbst mit tatkräftig-frischer Unterstützung der ebl Jungs, der umtriebige Mike der auch ein Bravo Pinup sein könnte und diverse kleinere Gruppierungen die uns belehren das es noch mehr gibt als frisches Kernöl.
In Kärnten die Obsession Crew im "tiafen" Bergwerk , der Dunloopreifen Ascari quietscht auch immer wieder, der Tiroler Hafen mit beharrlicher Sturheit, ein Filmriss mit neuen Akzenten...Sie alle verdienen Respect, denn sie können etwas vorweisen und sind aktiv! Ein Flop ist für mich ein Hypnotic, Ultraschall, Tanzpalast oder diverse "Spielecken" wo permanent verzweifelt versucht wird um die Gunst der zuckenden Vorstadtraver zu buhlen. Titan mit sinkender Beliebtheit wo falsche Firmenpolitik zu enormen Kollateralschäden unter den DJs geführt hat....alle Gruppierungen wo Cash, Klischees und Macht zu sehr vordergründig agieren.

Im Grunde sollte man manche Dinge nicht so tierisch ernst nehmen, guter Humor vollbringt manchmal Wunder. Dinge ändern sich manchmal sehr schnell, mal sehn was die Zukunft bringt......so let the music play!

EMT:
Danke für das Interview! Wir wünschen dir für die Zukunft noch alles Gute und freuen uns auf die Danube-Rave!!!

Interview von Toxa EMT 2002