DJ Hell Bayern Fan, ganz interessanter Beitrag |
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DJ Hell Bayern Fan, ganz interessanter Beitrag |
26 Feb 2004, 20:55
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Hansl Gruppe: Members Beiträge: 4.398 Mitglied seit: 23-June 03 Mitglieds-Nr.: 1.855 |
DJ HELL
Höllischer Bayern-Fan Von Thorsten Schaar Er ist einer der bekanntesten deutschen Discjockeys und ein beinharter Fan des FC Bayern. Da hat DJ Hell momentan viel zu leiden. Gottseidank interessiert sich der Münchner auch für andere Clubs. Seine Gage lässt er sich schon mal in Form von Eintrittskarten geben. DDP DJ Hell: "Wir können auch leiden" Helmut Geier alias DJ Hell ist in Deutschland heutzutage so etwas wie der Branchenführer an den Turntables. 1996 gründete er sein eigenes Plattenlabel "International Dee Jay Gigolos". Und kaum einer hätte sich wohl gewundert, wenn er kurz darauf auch an das Taxi geklopft hätte, mit dem Ottmar Hitzfeld und Uli Hoeneß für einen Werbespot durch New York fuhren. Dem "SZ-Magazin" war die weltweite Popularität des Oberbayern aus Altenmark im letzten Frühjahr eine mehrseitige Star-Reportage wert. DJ Hell sei der nach Marlene Dietrich, Klaus Kinski und Boris Becker "glamouröseste Deutsche", befand Autor Moritz von Uslar, nachdem ihm Hell den Zugang zu einem Club am Big Apple verschafft hatte, trotz endlos langer Schlange vor der Tür. Bei seinem Lieblingsclub muss sich aber auch ein erfolgreicher Überlebender des Techno den Weg durch die Zuschauermassen bahnen. Zwischen Olympiaturm und Olympiahalle wird es an diesem Sonntag schon langsam dunkel, als die Zuschauer auf die erleuchtete Zeltdachmulde zuströmen. Erstmal einen Kaffee gegen die Kälte. Der leidenschaftliche Bayern-Fan Hell ("Wir können auch leiden") weiß natürlich genau, wo es vor der Haupttribüne des Münchner Olympiastadions "einen guten Kaffee" gibt. Keine Frage, dass er das auch irgendwo in Rio de Janeiro, Buenos Aires oder Tokio wüsste. Schließlich legt er heute hier und morgen dort auf. Und immer haben die Clubbesitzer bereits Eintrittskarten für einen Kick in der Gegend bereitgelegt. Hell erzählt: "Ich habe mir sogar schon in Costa Rica irgendwelche Spiele angeschaut. Die wissen halt mittlerweile alle, dass ich zum Fußball will." Die unvergesslichste Erinnerung bescherte ihm ein Engagement im brasilianischen São Paulo: "So einen Enthusiasmus, so eine Power, das habe ich noch nirgendwo anders erlebt. Die stehen da alle mit freiem Oberkörper und schreien, und irgendwann bewegt sich das ganze Stadion. Da gab es natürlich auch viele Leute, die gar nicht erst mitgehen wollten, weil sie sich ganz einfach davor gefürchtet haben." Diesmal ist der 41-Jährige gerade von einer Nachtschicht aus Paris zurückgekehrt. Deutschlands bestgekleideter DJ trägt einen langen Wintermantel, Jeans und Turnschuhe. "Soll ich etwa in Versace ins Olympiastadion gehen?" hatte der Mann mit der blonden Vokuhila-Mähne ("Vorne kurz, hinten lang") gefragt. Und er hat wie die anderen Besucher vor dem Spiel erfreut zur Kenntnis genommen, dass der Stadion-DJ ungewöhnlich geschmackvolle Musik durch die Lautsprecher schickt, den Sixties-Sommerhit "Hip Teens Don't Wear Blue Jeans" nämlich. DJ Hell: "Eintrittskarten für die EM-Spiele, einen Mietwagen und ein Haus für mich und meine Freunde, natürlich mit Swimmingpool" Die beste Stadionmusik habe er allerdings 1996 bei der EM in England gehört, wo er damals auch als DJ auf Tour war: "Da bin ich in fast allen Stadien gewesen. Und in Liverpool wurden natürlich die Beatles gespielt, in Manchester sogar die Happy Mondays. Überall gab es also den Bezug zu den lokalen Bands, und das fand ich genial." Seit der WM 1990 bemüht sich Hell immer frühzeitig um DJ-Jobs im jeweiligen Turnierland, und war so ebenfalls 1998 in Frankreich vor Ort. Und der kommende Sommer ist natürlich auch schon vertraglich fixiert: Während der EM in Portugal wird "DJ Deutschland" sein tanzbares Nachtwerk in Lissabon verrichten, an jedem Donnerstag mit illustren Gast-DJs. Der Szene-Club "Lux" gilt nicht nur als feine Adresse für innovative elektronische Musik, sondern wusste auch, wie man mit Hell ins Geschäft kommt: "Die sind sofort auf meinen Deal eingegangen: Was ich wollte, waren Eintrittskarten für die Spiele, einen Mietwagen und ein Haus für mich und meine Freunde, natürlich mit Swimmingpool." Dass Hell ein Fußball-Maniac ist, hört man bei ihm aus jedem Satz heraus. Und man kann den Clubmusiker sogar fragen, wie Wiggerl Kögl, der heute in der Halbzeit mit Hans Pflügler und Bulle Roth zum Elfmeterschießen antritt, seine Fußballer-Rente verbringt ("Spielerbeobachter und Kinder-Fußballschule"). Günther Koch Revisited" hieß ein CD-Projekt, an dem Hell vor drei Jahren beteiligt war. Während sich andere Künstler an einer Kombination aus Musikstücken und Kochs Stimme versuchten, setzte sich Hell einfach selbst vor das Mikrophon: "Da gab es im Derby zwischen Sechzig und den Bayern mal eine Szene, in der Jancker im Sechzehner gefoult wird und Lothar Matthäus zum Strafstoß antritt. Und ich habe dann versucht, zwei Minuten lang diesen fränkischen Dialekt von Koch nachzumachen." Es ist ihm offensichtlich gut gelungen, Günther Koch selbst soll zufrieden gewesen sein. Es ist aber auch kein Wunder, wenn man Hell stakkatoartig von eigenen Sturmläufen in Freizeitteams erzählen hört. Oder davon, wie er in seiner oberbayerischen Heimat immer wieder begeistert in der Lokalpresse blättert, weil auf den Fotos neben den Spielberichten gerade jemand mit "DJ Hell" auf der Brust zur Blutgrätsche ansetzt. Hell hat seiner alten Kreisklassen-Mannschaft, dem TSV Altenmark, zuletzt einen Satz Trikots gesponsert: "Das war immer mein großer Traum, und den habe ich mir jetzt erfüllt." Früher hat er noch viel verrücktere Sachen gemacht und damit auch bewiesen, dass man als DJ nicht notgedrungen ein kompletter Individualist sein muss: "Ich habe mir meine DJ-Gigs oft so gelegt, dass ich den ersten Flieger zurück nach München nehmen konnte. Und wenn dort dann um 11 Uhr Anpfiff war, konnte ich natürlich unmöglich zwischendurch schlafen." Wie aber ist der Punk vom Land überhaupt an den FC Bayern geraten? Hell verrät ein gut gehütetes Geheimnis: "Ich bin als Bayern-Fan in die Welt gesetzt worden, dann aber mit 14, 15 in der New-Wave- und Punk-Zeit zu den Sechzgern gegangen. Ich habe also das Lager gewechselt, was ja hier in München eigentlich nicht erlaubt ist." Er verweist wiederum kompetent auf Hans Dorfner und Jens Jeremies und versucht das Unerklärbare zu erklären: "Sechzig war damals einfach politisch korrekter, spielte in der Bayernliga und war deshalb der Punk-Rock-Klub, wie St. Pauli in Hamburg. Und während der acht Jahre in der Bayernliga war ich wirklich glühender Sechzger-Fan." DDP Bayern-Team: Siegreich sieht DJ Hell seinen Club am liebsten Doch der unattraktive Fußball der Löwen nach dem Aufstieg vergrätzte Hell, so dass er vor knapp fünf Jahren wieder zum FC Bayern zurückkehrte. Die neu aufgeflammte Beziehung bescherte Hell dann auch gleich einen Tiefpunkt. Er saß beim Champions-League-Finale gegen Manchester United in Barcelona im Stadion. "Der Olli hat ja auch zwei Jahre lang jede Nacht daran denken müssen", sagt der DJ-Profi im Rückblick auf die schwarze Stunde, die eigentlich genau zwei Minuten dauerte, "und das war schon ein echtes Trauma, das wir hatten." Möglicherweise hat Hell seither auch von Oliver Kahn gelernt, dass man sich immer neue Ziele setzen muss, zum Beispiel den angestrebten "Deckerl-Platz im neuen Stadion". Mit "Deckerl-Platz" meint der Hell die Plätze auf der Bayern-Haupttribüne, auf denen sich zum Beispiel "der Franz, der Boris und die Spielerfrauen" niederlassen, und die eben in der kalten Jahreszeit zusätzlich mit einer warmen Decke ausgestattet werden. Die drei schönsten Stadien, die er jemals besucht hat? "Mailand, Manchester, Barcelona - und in Buenos Aires war ich auch mal im Schwimmbad am Stadion der Boca Juniors baden. Da musste man sich aber vorher untersuchen lassen, bevor man ins Wasser springen durfte. Und da war ich schon etwas verärgert, weil ich mich da vor einem fremden Menschen ausziehen und an ungewohnten Stellen überprüfen lassen musste." Im Olympiastadion warten wir derweil auf den Schlusspfiff. Der Schiedsrichter macht dem Treiben schließlich ein Ende. Die Bayern haben wie von DJ Hell erwartet gewonnen. Der Weltenbummler will jetzt nur noch schnell in die Sauna. Am nächsten Tag wartet ein Rave in Kattowitz auf ihn, dann wird er ausnahmsweise einmal in der Münchner Schicki-Micki-Hölle P1 auflegen, um vom Magazin "GQ" zum "Musikmann des Jahres" gekürt zu werden. Was wäre eigentlich, wenn ihn der FC Bayern als Scout verpflichten wollte, da er doch eh so viel rumkommt? Der Hell verzieht keine Miene, als er sagt: "Wenn der Uli anruft, können wir drüber reden." Quelle: spiegel.de |
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