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> CRAZY SONICS JAHRESBILANZ 2011, abschliessende Worte zum vergangenen Jahr
Crazy Sonic
Beitrag 2 Jan 2012, 22:49
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Hardcoreposter
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Wie jedes Jahr, wenn sie alle schon abgegeben haben, noch ein paar Worte zum vergangenen Jahr.
2011 hörte man "crisis" an jeder Ecke Europas. Kein Wunder, möchte man meinen, doch im Clubland schien die Welt noch einigermassen in Ordnung-zumindest in unseren Breitengraden. In Spanien, Portugal, Griechenland und Frankreich sah das doch anders aus.
Aber schön der Reihe nach.
Noch im Winter revolutionierte eine perfekt nachgestellte Coverversion von "Barbara Streisand" , die auf wienerisch "URSULA STRESSNED" (Ursula Stenzel ist gemeint) hiess, die Wiener Landesgesetzgebung. Es wurde mit Hilfe und auf Druck vieler Clubbetreiber und der Wirtschaftskammer ein eigener Lokaltypus legitimiert, die Clublounge bzw Diskothek. Der sollte eigentlich nun das Offenhalten erleichtern, doch die Realität sieht auch Anfang 2012 noch anders aus, immer noch wartet etwa das FLEX auf den Erlösungsbescheid, glaubt man den Kreidestimmen mancher aus den Ämtern, so könnte er in 2,3 Monaten Realität sein-dazwischen liegt nun eine Grauzone, die immer noch zeigt, wie Amtsschimmel agieren.
Auf Clubebende war 2011 ein sehr ereignisreiches Jahr:
Gebucht wurde wieder wie blöde (was gar nicht so gemeint ist), das war 2010 auch schon so, diesmal aber doch auch etwas kreativer. Dafür verzichtete man grossteils auf sündteure Acts,man muss eben aus der Not eine Tugend machen, dass Ricardo V. und Cassy Österreich hassen, andere tun es nicht und kommen gerne. Auch ist es langsam fad, auf allen Festvals dieser Welt immer dieselben Acts zu sehen, die einstige Undergroundikone Richie Hawtin verpasste ob dreier Gigs pro Nacht darob seinen letzten, just am UAF. Der Privatjet des Armen Superstars bekam zu spät Starterlaubnis.
Die "Crews" bestimmten auch 2011 das Partyleben, Facebook sei Dank.Doch die Überschwemmung mit Einladungen (ich weiss, von mir kommen auch viele), führte zu einem gewissen Desinteresse am wichtigsten aller social media Netze. Myspace verschwand gänzlich, dafür regiert nun Resident Advisor die Chartwelt (und machte Jamie Jones zur Nummer eins-why??)
Das FLEX gewann erneut die FM4 Exit Polls,und das trotz Sperrstundenlast; die PRATERSAUNA legte einen ganzen Floor nach und war auch drei Viertel des Jahres weiter tonangebend, wenn auch nicht mehr in dem Ausmasse wie im Jahr zuvor, dieses Phänomen kennt man aber in Wien- das Raunzertum. Dennoch muss man den Saunamachern zugute halten, dass sie viel versuchen, um den Club im Gespräch zu halten. ARTSPACE, DAMPFMAGAZIN, OPENAIR Parties...manchmal mag es aber eine Spur zu viel gewesen sein.
Die CAMERA verschwand beinahe vollends von der Bildfläche, sieht man von jenem Segment ab, welches ich schon letztes Jahr erwähnt hatte(wie heisst das eigentlich?) und worauf sich der Volkszorn (nie werde ich TENAGLIAS Tour de France Visage vergessen samt seinen klischeefreien Kontern) gegen mich entlud. Aber-so what? Ist es denn nicht (leider) wahr? Ist es denn nicht leider traurig, dass nur mehr diese Art von Parties dort funktioniert, wenn auch kommerziell erfolgreich? Wenn man einfach keinen Unterschied mehr erkennt zwischen Kirchtag und urbanem Club? Aber die Saat ist aufgegangen, das auf jeden Fall:-)
Das MARKET verstrickte sich ein wenig in internen Kämpfen, es kochten wohl zu viele Köche den selben Brei, der sollte nun ausgelöffelt sein (und somit ein Neustart). Das SASS ist und bleibt Wiens sympathischer Kleinclub, auch das SUNDAY MORNINGS kann man als einzige legitime Afterhour Wiens durchaus herzeigen (mit manchen Ausnahmen natürlich), der VOLKSGARTEN wurde ebenso wie die BANANE runderneuert, die Südfrucht wurde etwas altvaterisch zur SÄULENHALLE umbenannt, die ultimative Clublocation konnte sie bis dato noch nicht werden, sie ist einfach zu gross. Im Sommer haben hier gefühlte 3000 Menschen Platz (samt Garten). Die Disco bietet samstags aber durchaus akzeptablen Sound, der es wagte, weg vom Eisenbahnerhouse früherer Zeiten zu gehen.
Im Sommer sprengte der Afterworkclub "DAS TECHNO CAFE" sowieso alle Grenzen, und das, obwohl man von der Musik weniger mitbekommt, als vom Gesumme der Gelsen, gute Marketingstrategie eben. (Marketing ohne Techno:-)
Die PASSAGE gab den Kampf an der seriöseren Clubfront auf und begab sich zurück zu den (kommerziellen) Wurzeln-zumindest haben die Supermarktverkäuferinnen und Friseusen aus Transdanubien wieder eine adäquate Heimat gefunden.
Das KISNKY mischte hier ebenfalls eine Zeitlang mit, doch am Ende wurde das Mitmischen samt Clubbetrieb vollends eingestellt, warum, blieb selbst mir verborgen, meines waren die lauten Klassenzimmer im Kartoffelkeller sowieso nie.
Das FLUC versuchte 2011 noch weiter in den Underground zu entschwinden als im Jahr zuvor, phasenweise durchaus geglückt mit teils phantastischem Programm, wenngleich hier sicher noch mehr drinnen wäre. Unvergessen bleibt wohl Ken Hayakawas Geburtstagsorgie bei 80 Grad im Spätsommer.
Auch am Gürtel tat sich wieder einiges, die AUSLAGE machte hier gute Arbeit, das WERK(l) läuft dank Turbo SUSIKLUB und auch das LOFT bot zuweilen amtliches Programm, der Gürtel ist aber nicht immer ein Kindergeburtstag, was das Publikum angeht.
Und im Sommer bietet die TEL AVIV Beach ein bisschen südliches Flair, samt angenehmer Beschallung.
Und dann sind da noch die Cluberöffnungen.
Die HYPNOTIC Crew versuchte eifrig einen Imagewandel, Sven Väth und Co sollten dabei helfen, ebenso wie ein neuer Club im dritten Hieb namens ALPHA. Herausgekommen ist eine Disse für OMEGAleute, die aber eine treffliche neue Heimstätte für das BOINK sein könnte.

Und dann noch DIE Neueröffnung des Jahres im Dezember: die GRELLE FORELLE. Die Turbocrew erwarb das ehemalige Pier 9 nahe der WU und machte daraus einen neuen Club mit dem Fischlogo (da gibts jetzt zwei:-). Man darf durchaus wohlwollend bemerken, dass sich sehr vieles sehr gut überlegt wurde, dass eine sehr gute Sound und Lichtanlage drinnen steht und dass der Aussenbereich im Sommer richtig gross(artig) sein kann. Richtig gross ist aber auch der Club selbst, und glaubt man den Betreibern, dann war das gar nicht so geplant. Aber man muss nun abwarten- man fühlt sich jedenfalls in eine andere Stadt versetzt (welche muss ich mir noch überlegen-Berlin ists nicht:-), wenn man die Forelle betritt, der Hauch der Provinzialität fehlt gottlob, nun braucht es Geduld und die "Seele". Eine Bereicherung für die Stadt in jedem Fall.

Soundmässig war 2011 ein Jahr, in dem sich viel und wenig zugleich tat. Die klassischen 4/4 Sounds traten etwas auf der Stelle, die ultimativen Aha Erlebnisse fehlten etwa, wobei Acts wie SOLOMUN, ART DEPARTMENT, MAYA JANE COLES, MACEO PLEX oder SERGIO & BENOIT die Houseszene extrem pushten und poppiger machten, was viele Puristen schon wieder abturnte. Techno hingegen drehte sich ein wenig im Kreis und bleib-mir persönlich- zu retrolastig bzw bediente sich ständig derselben Muster. Man hatte 2011 das Gefühl, als ob alles stagnierte, auf hohem Niveau-noch.
Dubstep- wieder so eine erfüllte Prophezeiung des letzten Jahres- blieb zum Grossteil auf der Insel, und doch setzte sich englischer Sound verstärkt bei uns fest, von Spezialisten gerne Future Step genannt.
James Blake war sowieso der Acts des Jahres, man hätte nur keine Technomixes von "limit 2 your love" machen sollen, die nervten endlos. Drum and Bass ist und bleibt die Musik der ganz jungen Generation, immerhin sind wir Österreicher dort eine Weltmacht. woanders noch nicht, obwohl 2011 für einige Acts und Labels ein durchaus gutes Jahr war. Ken Hayakawa und Konsorten gründeten die "Schönbrunner Perlen", Simon Lebon und Lee Stevens LUV SHACK Records (Oh Mann, was für ein Name, da gingen spätnachts wohl die Ideen aus) mit durchaus tollem Output, vielversprechend auch das eher technoorientierte Label "HOUZETEKK" aus Oberösterreich. OGRIS DEBRIS starteten 2011 richtig durch, das tat WOLFRAM aka MARFLOW schon vorher, 2011 kam aber sein neues Album, das international für mächtig Furore sorgte. JOYCE MUNIZ bastelte auch 2011 mächtig an ihrer Karriere, das brachte sie schliesslich zu Defected und 2020 Visions,ebenso wie Andy Catana & Christopher Groove zu Moon Harbour und Kruder und Dorfmeister spielten im Burgtheater, was natürlich nicht allen gefiel- PRESSEglatze Samir Köck schrieb darob die hasserfüllteste Kritik, die ich je gelesen habe.
Und aus persönlicher Sicht? Nun so la la, der Anfang war auch im CRAZY noch sperrstundengeprägt, viel Bemühen und Energie haben aber das Schiff in der zweiten Hälfte 2011 wieder flott gemacht, auch gelang es, viele grosse Acts zu holen, die zuvor noch nie da waren, das 10 Jahresjubiläum half dem noch ein wenig nach.

Die Aussichten und Wünsche für 2012? Noch mehr neue Clubs stehen ins Haus, die bestehenden müssen am Ball bleiben, soviel ist klar. Die österreichische Elektronikszene muss sich mehr trauen, 2011 war hierfür die ideale Vorbereitung, 2012 könnte hier für einige der Durchbruch folgen. Mehr Open Air Parties wären wünschenswert, einige beherzte Versuche gab es ja (siehe "Tanz durch den Tag" oder "Struwwelprater"), mehr Legalität wäre erstrebenswert, die Stadt Wien konnte sich bisher aber dazu nicht festlegen. Das UAF Festival wird hoffentlich den Ostblockflair der ARENA NOVA meiden, das SPRING in GRAZ bleiben und auch SOUNDFRAME, DONAUFESTIVAL & POPFEST werden ihr Qualitätslevel halten, mehr kreative Festivals wären ein ganz grosser Wunsch(traum?)Und ein bisschen mehr Mut aus den Bundesländern wäre auch ein Traum, dort regiert meist nach wie vor noch König "Voigas":-)
Und insgesamt darf man sich sicher musikalisch darauf freuen, dass sich wieder viel mehr Künstler abseits der abgetrampelten Pfade bewegen, um die Elektronik auch der gebildeten Journaille (wird gemeinhin als kritischer Musikjournalismus bezeichnet) schmackhaft zu machen.
Wer es bisher geschafft hat, dem wünsche ich ein gutes neues Jahr!

Der Beitrag wurde von Crazy Sonic bearbeitet: 3 Jan 2012, 12:01
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Phatline
Beitrag 4 Jan 2012, 01:29
Beitrag #2


Auf 185 gaaas mocht spaaas
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