Intoleranz am Vormarsch, im Namen des Spirits |
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Intoleranz am Vormarsch, im Namen des Spirits |
15 Sep 2005, 00:57
Beitrag
#1
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der seltene gast Gruppe: Members Beiträge: 2.380 Mitglied seit: 12-September 02 Wohnort: wien Mitglieds-Nr.: 353 |
Wie war das noch ... Techno ist Musik und Lebensgefühl für alle, egal welcher Religion, welchem Geschlecht, welcher Gesellschaftsschicht usw. zugehörig? Alle miteinander, voller Respekt und Toleranz?
Ja, ich glaube so hieß es mal ... und was ist davon übrig geblieben? Das Regiment des Kleingeists. Wodurch zeichnet sich ein ein würdiger Eventbesucher aus? Durch jahrelanges Studium aller erschienen EPs und LPs? Durch Kenntnis der Lebenläufe von Künstlern? Durch vernetztes Hintergrundwissen betreffend Events, Veranstalter, Acts und Technik? Und wodurch zeichnet sich ein unwürdiger Eventbesucher aus? Durch übermäßigen Konsum von Alkohol oder sonstigen Substanzen? Durch das Tragen der "falschen" Kleidung? Durch mangelhaftes Benehmen? Gibt es überhaupt würdige und unwürdige Besucher? Oder geht's nicht einfach nur darum eine schöne Zeit zu haben? Darf man das denn mit jemandem, der kein Hintergrundwissen hat, sich womöglich einen modischen Fauxpas nach dem anderen erlaubt, aber trotzdem Spaß an der Musik, am Erlebnis, hat, und feiert als gäbe es kein Morgen? Oder soll man sich lieber an den Szenekenner halten, der sich an der Bar zulaufen lässt, weil ihn die 100x gehörten Platten eh nicht mehr mitreißen, und sich dann und wann, voller Kenntnis aller Wirkungen und Nebenwirkungen, ergo standesgemäß, auch anderes einwirft? Macht man es sich nicht zu leicht, alle über einen Kamm zu scheren und aufgrund des Fehlverhaltens einiger schwarzer Schafe zu verdammen? Sind nicht die meisten, die besonders laut schreien, selbst erst "szenezugehörig" seit Techno schon lange keine Undergroundbewegung mehr war? Und ist die "Szene" nicht selbst (mit)schuld, nicht mehr als Underground zu gelten? Sind dieselben Sponsoren bei Techno zu dulden, bei "Kommerz" Kommerz? Ist die Ankündigung von billigen Cocktails am "Techno-Flyer" in Ordnung, am "Disco-Flyer" verwerflich? DJ XY mit tausenden verkauften Platten im kleinen Club erlaubt, ja sogar erwünscht, mit dem gleichen Set am Großrave aber uninteressant und Kommerz? Oder der Insidertip, Live-Act YX, Glanzpunkt im Club, Ausverkauf beim Rave? Darf die stupide Masse nicht mit der heiligen Schrift ... sorry, Musik, in Berührung kommen? Achja, wie war das damals, bei den ersten Kontakten mit der "Szene"? Gut vorbereitet und alles technokonform? Schon, oder? Und darum kann und muß man das auch von den heutigen Frischlingen verlangen. Alles klar, weiter so. Also, wie war das noch ...? Ich bitte um Aufklärung. Bis dahin: Der Spirit lebe hoch! Verbrennt die Ketzer! |
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28 Sep 2005, 17:18
Beitrag
#2
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Hardcoreposter Gruppe: Members Beiträge: 1.989 Mitglied seit: 25-August 03 Wohnort: burghausen Mitglieds-Nr.: 2.113 |
oh!
hab gar nicht gelesen, worums in dem thread eigentlich geht. . . der "spirit" (schade, dass sich dieses eigentlich schoene wort so inflationaer runterwatschen lassen muss) war anfangs (also zu meinen anfaengen - 1990) eher dem einer geheimgesellschaft gleich. wir hoerten musik, die vielen noch verborgen war, lange vor dem grossen hype. es war was besonderes, wenn man jemanden traf, der auch techno hoerte (wow!). klamotten steckten noch keinen in eine schublade, und keiner wusste so genau, wo house aufhoert und tribal anfaengt. man koennte vielleicht sagen, dass die technoleute damals eine spur hipper waren als die masse. klar, extreme gibt's in jeder kultur, aber von meinen freunden hatte keiner ne gasmaske im club auf. ein zungenpiercing war halt vor 15 jahren noch was echt besonderes, und gefaerbte haare hatten bis dato nur punks - und die gabs praktisch kaum zu der zeit. und vor allem ging es niemals darum, dass "die anderen" bloeder, schlechter angezogen oder musikalisch ungebildeter waren als wir. wir waren zwar irgendwie verschwoererisch unterwegs, aber positiv. wir hatten das gefuehl, was entdeckt zu haben, das noch in den kinderschuhen steckte, und wir wussten, es wuerde wachsen, und irgendwann wuerden es die anderen auch entdecken. es war mehr missionarisch als faschistisch. die musik begleitet mich jetzt seit 15 jahren. ich hab hardtrance, gabber, ambient, minimal, schranz und vieles andere erlebt, mitsamt dem jeweiligen auf- und niedergang. wenn ich mich heute mit jemandem unterhalte, der mir erzaehlt, irgendeine richtung sei gross im kommen, dann ist sie meisten schon da. und bald wieder weg. djs verkaufen komplette sammlungen, weil ploetzlich keiner mehr minimal hoeren will. was hat die welt mit den millionen buffalos gemacht, als sie ploetzlich ueber nacht uncool wurden? die szene erfindet sich selbst neu. ununterbrochen. und parodiert sich dabei oft. wer stehen bleibt, verpasst die zukunft. im musikalischen sinn. und wer zu heiss brennt, erkaltet auch schneller. aber bevor ich jetzt wehmuetig werd und in aphorismen abdrifte, halt ich lieber die klappe. music for the jilted generation... |
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