Interview mit Neil Landstrumm |
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Interview mit Neil Landstrumm |
23 Jun 2004, 18:30
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der sheriff Gruppe: tb te@m Beiträge: 10.822 Mitglied seit: 13-May 02 Wohnort: technoboard.at Mitglieds-Nr.: 148 |
Intro:
Der schottische Produzent Neil Landstrumm hat seit dem dunklen, knallenden Techno seiner frühen PEACEFROG-Releases einen langen Weg zurückgelegt. Schwerer Funk und clevere Produktion scheinen durch die immer aggressiven Bekenntnisse im Sound des Schotten, der melancholische Melodien auch mal mit chaotischen Geräuschen oder mystischem Dub bricht. Seit 1994 hat Landstrumm eine Fülle von Releases hinterlassen, in denen sich immer wieder neue Hardware, neue Sounds und die innovative Kombination verschiedener Stile niederschlugen. Auf einflussreichen Labels wie Tresor, Peacefrog, Sativae, Mosquito und Sonic Groove war er an vorderster Front an der Weiterentwicklung technoider Musik beteiligt. Seine Arbeit führte er dann später konsequent auf seinem eigenen Techno- und Designlabel Scandinavia weiter, welches sich wegen fortlaufender Innovationen in diesem Bereich nach wie vor weltweiter Anerkennung erfreut. Neil Landstrumm gehört definitiv zu jenen Kreis an Personen, die die Techno Szene über Jahre hinweg mit Ihrem eigenen Sound geprägt haben. Zusammen mit seinen Freunden Cristian Vogel und Dave Tarrida steht Landstrumm für den Sheffield Bleep Techno, welches Zeugnisse einer Techno-Euphorie darstellen, deren Radikalität beim Hören auf jeden Fall noch zu spüren ist. Interview: TB-Team: Worauf bezieht sich der Titel deines letztes Albums "She took a bullet meant for me"? Neil Landstrumm: Um ehrlich zu sein: es gab da ein Geiseldrama in Brasilien, bei dem ein Bus entführt und die Geisel, eine Frau, erschossen wurde. Ich hatte immer schon eine Vorliebe für diesen "Reality-Horror" – und als ich Fotos gesehen habe, wo der Geiselnehmer die Geisel mit Lippenstift auf die Scheibe schreiben lässt, ist mir dieser Titel eingefallen. Du kannst dir eine solche Szene nicht einfach einfallen lassen, sowas passiert ganz einfach. Solche Sachen sind wirklich fürchterlich und ich versuchte es in meiner Musik aufzuarbeiten. TB-Team: Wie würdest du das Album aus der musikalischen Sicht beschreiben? Neil Landstrumm: Nachdem ich mich in der Vergangenheit einigermaßen befriedigend mit der Dunkelheit auseinandergesetzt habe, wendete ich mich mit diesem Album den melancholischeren Stimmungen zu, was vielleicht eine Nebenwirkung meines längeren Aufenthalts in Brooklyn war. Weniger abstrakt, melodischer, aber immer noch mit der Signatur der Seltsamkeit. Crunchige, tighte drums und fette Synth-Slabs, die soundmäßig die Brücke zu einer wiederverschärften Späte-70er-Synth-Funk-Ära schlagen... SciFi-Szenerien, starke Primärfarben, gewalttätige Pinks und alle möglichen farbigen Chemikalien. TB-Team: Die stilistische Bandbreite auf dem Album ist sehr groß. Es gibt aber auch einige Tracks, die an die sub-bass-basierten, straighten Technotracks von deinen ersten Releases von dir erinnern. Welchen Stellenwert hat dieser basslastige Sound heutzutage für Dich? Neil Landstrumm: Soweit ich mich erinnern kann, produzierte zu der Zeit, als "Bedroom and Cities" herauskam, niemand anders einen solchen "Bass"-Sound. Ich mochte ihn seit Anfang der 90er und habe ihn auf meine eigene Art re-interpretiert. Danach wurde dieser "Bass-Sound" von sehr sehr vielen Produzenten kopiert und ausverkauft, was ganz cool war - aber ich denke, ich habe es am besten hinbekommen. Techno ist schon noch cool, aber es gibt auch noch eine Menge anderer cooler Styles, die "mehr" Techno sind, als es Techno jemals war - falls du weißt, was ich meine. Ich lebe mit "Shit and Cheap" eben auch diesen "trashy" Breakcore-Sound, den man nicht auf Scandinavia hört - ein anderes "Publikum", aber guter "Crossover-Shit". TB-Team: Ähnlich wie dein eigener Sound polarisiert auch der Sound auf Deinem Label Scandinavia. Darin liegt auch die Intention - oder? Neil Landstrumm: Ja, ganz und gar. Es freut mich, dass du das erkannt hast. Bei Scandinavia geht es darum, möglichst viele Barrieren innerhalb der elektronischen Musik zu durchbrechen und mein eigenes Gehör zu befriedigen. Ich denke, jedes einzelne Release von Scandinavia hat noch immer Bestand, vieles davon war wegweisend. Die meisten Technolabels sind nach ein paar Jahren zum Kotzen. Der Stil von Scandinavia ist meinem sehr ähnlich: unvorhersehbar und durchgeknallt! TB-Team: Also keine Musik für die Allgemeinheit oder sogar die Charts? Neil Landstrumm: Die Leute mögen oder hassen es - auf genau diese extremen Reaktionen kommt es mir an. Ich habe mir inzwischen so eine "don't wish to be sucked in"-Attitude zugelegt. Ich produziere meine Musik für mich und meine Freunde - und es freut mich, wenn sie auch anderen Leuten gefällt. Aber ich lasse mich nicht von dem beeinflussen, was diese darüber denken: Ich habe eine gänzlich "apolitische" Einstellung gegenüber Musik bekommen. TB-Team: Neben der Musik hast du dich auch mit „Scandinavia-Animations“ im Bereich 3D-Design/Computeranimation etabliert. Zu Deinen Kunden gehört auch MTV, für die Du bereits mehrere Animationen und Trailer produziert hast. Wie bist Du an den Job gekommen? Neil Landstrumm: Einfach durch permanentes Anklopfen an Türen und dadurch, dass ich erreicht habe, dass sie meine Arbeit gesehen und gehört haben. Mein Bekanntheitsgrad in der Technowelt hat mir ebenfalls geholfen - es ist erstaunlich, was man alles herausfindet, wenn man sich mit den Leuten unterhält. Eine gute Portion Glück hat ebenso eine Rolle gespielt. TB-Team: Wäre es nicht reizvoll, Animationen und Clips für die eigenen Tracks zu machen? Neil Landstrumm: Ja klar würde ich gerne Animationen machen, wie wir sie für MTV erarbeiten - aber das würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Es ist eine Frage des Geldes und der Zeit. In naher Zukunft könnte es aber etwas von mir geben... TB-Team: Was denkst du über den momentan sehr angesagten Loop-Techno? Neil Landstrumm: Ich mag diesen Sound nicht, um ehrlich zu sein. Ausserdem wird er ohnehin bald wieder verschwinden, oder? Ich habe immer Material bevorzugt, das song-strukturiert waren, oder das zumindest eine Struktur hatte.... |
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2 Aug 2004, 08:13
Beitrag
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danke!
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