Früher war alles besser!, Ja, wie war's denn eigentlich? |
Willkommen, Gast ( Anmelden | Registrierung )
Früher war alles besser!, Ja, wie war's denn eigentlich? |
14 Jun 2004, 14:29
Beitrag
#1
|
|
der seltene gast Gruppe: Members Beiträge: 2.380 Mitglied seit: 12-September 02 Wohnort: wien Mitglieds-Nr.: 353 |
Ich entschuldige mich schon im Voraus dafür, falls es einen solchen Thread bereits gab (verstreut über 100 Threads wurde das Thema sicher schon erörtert).
Schön langsam geht mir das Geraunze echt auf die Nerven. Ich sag's ja selbst oft genug, aber ich mein es wenigstens nicht todernst, kann mich auch mit der heutigen "Szene" irgendwie anfreunden, picke mir halt die Events raus, die mich wirklich interessieren und lass' mir eine Party nicht durch Kleinigkeiten verderben. Aber eines würd' mich schon interessieren ... wer von den Raunzern weiß denn eigentlich wie's früher war? Wer ist denn schon so lang dabei um das beurteilen zu können? Das wird jetzt zwar sehr präpotent klingen, aber wenn mir jemand, der erst nach den "glorreichen" Techno-Zeiten Österreichs angefangen hat sich für diese Musik/Szene zu interessieren, vorraunzt wie schlecht heute alles ist und wie toll es früher war, dann vergeht's mir einfach. Ums explizit zu schreiben: wer erst nach 2000 (und das ist noch sehr tolerant) dazukam kann von der guten alten Zeit nur noch aus Erzählungen wissen. Ich zähle mich seit 1995 zur Rave-Gemeinde (ja, ich liebe das Wort Rave!) und selbst das hat gerade noch gereicht um ein kleines bißchen der glorifizierten Zeit mitzuerleben. Die, die noch länger dabei sind, werden 1995 wahrscheinlich wiederum bereits als Anfang des Abstiegs definieren, weil alles immer größer und öffentlicher wurde und somit auch Adabeis anzog. Also raus damit, was genau war früher besser und wonach sehnen "wir" uns alle wieder? ACHTUNG: Ich eröffne diesen Thread nicht um die hunderste Schlammschlacht alt vs. neu zu starten, sondern um mal objektiv festzuhalten, was heute tatsächlich anders ist bzw. wie sich die "Jungen" den Unterschied zu früher vorstellen. |
|
|
15 Jun 2004, 22:00
Beitrag
#2
|
|
der seltene gast Gruppe: Members Beiträge: 2.380 Mitglied seit: 12-September 02 Wohnort: wien Mitglieds-Nr.: 353 |
Back to topic und ein paar Vergleichen der früheren mit der heutigen Situation:
Musik War früher einprägsamer, abwechslungsreicher. Muß zugeben, daß ich mir seit geraumer Zeit - bis auf wenige Ausnahmen - keine Tracks merke, weil sie irgendwie alle gleich klingen. Mir fehlen Techno-Produktionen mit typischen Breaks/Sounds/Geräuschen/Vocals/Basslines/... einen Loop in 20 leicht veränderten Variationen in ein Set einzubauen ist eine ziemlich langweilige Geschichte. Ja, es kann durchaus treibend sein, aber wirkliche Höhepunkte gehen ab. Das Gänsehaut-Feeling überkommt mich bei durchgehenden Bumm-Bumm-Sets nicht wirklich, auch wenn ich dazu tanze ... aber tanzen ist Standard, schreien und auszucken ist Techno Deluxe. Das schlimmste daran ist, daß ich diesen schleichenden Prozess selbst kaum mitbekommen habe, da ich so 2000/2001 kaum auf Techno-Events war, weil mir der Spaß aufgrund des immer seltsamer werdenen Publikums vergangen ist und beim Wiedereinstieg war ich leicht zufriedenzustellen, weil ich eine Unterversorgung an Techno aufzuholen hatte. Aber spätestens, wenn ich mir alte Sets anhöre wird mir wieder in Erinnerung gerufen wie schön, direkt melodiös Techno mal war. So gesehen wundert's mich nicht mal so sehr, daß die Neulinge die Musik eher als Mittel zum Zweck sehen und sie sie bloß als Soundtrack für ihre Samstag-Abende anstatt als Soundtrack für's Leben betrachten. Publikum Besteht heutzutage aus einem viel breiteren Spektrum. Zum einen hat Techno in alle Lebensbereiche Einzug gehalten und durch die allgemeine Akzeptanz bzw. zumindest Gleichgültigkeit den Status der "Musik für Verrückte" weitgehend verloren, damit biedert sich natürlich auch das "In-Publikum" mit dieser "Szene" an. Diese Leute kommen hin, drehen ihre 10 Runden entlang der Bars, kommen mitunter nicht mal auf einen Floor und schwirren um spätestens 2, 3 Uhr nachts wieder ab. Früher fiel das Verhältnis Musikinteressierter:Adabeis noch deutlich zugunsten der Musikinteressierten aus. Die Mitläufer gab's immer schon (außer vielleicht ganz am Anfang, kann ich aber nicht beurteilen), nur heutzutage stellen sie leider schon einen zu großen Anteil. Stilfixierung Wie das aktuellste Beispiel gezeigt hat, wird es von einem Teil des Publikums nicht gern gesehen bzw. gehört, wenn mehr als 1(!!!) Stil pro Event gespielt wird. Und dieser Stil soll am besten wöchentlich zu hören sein. Das in Kombination mit langweiligem Techno erachte ich als absoluten Todesstoß für innovative neue Sounds (ja, sie entwickeln sich, aber wievielen sind sie wirklich bekannt und wieviele haben Freude daran?). Früher war's hingegen so, daß ich mit meinen Freunden an einem Wochenende zum Hellrave (Hardcore) in die Arena, ein anderen Mal ins P1 (Trance/Acid-Trance/Club-Sounds) und dann auch zum Gazometer (über die Jahre alles von Hardcore über Acid bis zu Detroit und sogar leicht tranciges) ging. Und man mag es kaum glauben, wir hatten überall und bei jeder Musik unseren Spaß! Selbst, wenn beim Gazometer öfter mal eine viertel Stunde lang Elektro gespielt wurde haben wir getanzt und uns nicht beleidigt in die Ecke (Haha, welche denn? (IMG:http://www.technoboard.at/style_emoticons/default/wink.gif) ) gestellt, weil es der böse DJ gewagt hat von 4TTF abzuweichen. Diese Offenheit geht mir heute bei vielen ab. Flexibiliät wird den Besuchern durch zig Events mit nur einem Stil anstatt weniger Events mit vielen Stilen leider geradezu abtrainiert. Ein Punkt bei dem Veranstalter einhaken könnten, um das Publikum langsam wieder offener für neues zu machen. Beweggründe Ein interessanter Punkt für dessen Beantwortung man sich in die Köpfe der Leute versetzen müsste. Für mich war's einfach so, daß Techno-Events einen besonderen Flair hatten ... das Licht, die Musik, die Atmosphäre war etwas Besonderes ... ein Entkommen aus dem grauen Alltag, der Eintritt ins Techno Wonderland. Wenn alle paar Monate mal ein Großevent war, wurde dem schon Wochen vorher entgegengefiebert, die Flyer studiert und das Ganze richtiggehend zelebriert. Es war einfach außergewöhnlich. Heute kommt's mir bei einem Teil der Besucher so vor als würden sie mit demselben Enthusiasmus, den ein zum Tode Verurteilter auf seinem letzten Gang an den Tag legt, zum Event trotten, weil halt alle Freunde hingehen oder man sich sonst nix an dem Abend anzufangen weiß- Dieser Gruppe kann man bieten was man will, sie werden sich nicht beeindrucken lassen. Weitere hirnrissige Beweggründen, für die diese Leute auf den Mond geschossen gehören, will ich nicht mal erwähnen. Es gibt auf jeden Fall noch genug Leute, für die die Events den gleichen Stellenwert wie für mich früher haben, allerdings ist die Relation zur Gesamtbesucheranzahl geringer geworden. Was sich im Endeffekt negativ auswirkt. Preis/Leistungs-Verhältnis Ein schwieriges Thema für das man Einblick hinter die Kulissen und Übersicht über alle Kostenpunkte haben müsste. Ich stelle jetzt aber die gewagte Theorie auf, daß das Preis/Leistungsverhältnis aufgrund der höheren Kosten (Artists, Miete, ...) und strengeren behördlichen Auflagen um Veranstaltungen auf die Beine zu stellen heute sogar besser ist als noch vor ein paar Jahren ... wohlgemerkt, bei größeren Events mit internationalen Acts. Die 08/15 Party mit den immer gleichen Residents in einem fertig eingerichteten Club um 12,- Euro Eintritt (wo vor ein paar Jahren noch 50,- Schilling Standard waren) ist von dieser Theorie natürlich ausgenommen. Kurzum: es ist eindeutig anders als früher. Für Veranstalter schwieriger, für wirkliche Musikfreunde ebenso ... die Masse hat uns überrollt und es wird schwer die Klasse wieder zu steigern. Vor allem muß die Qualität erst dauerhaft steigen, um die wahren Technofreunde wieder zurückzugewinnen und Technoevents wieder rundum zu wirklichen Technoevents werden zu lassen (im kleinen funktioniert es ja bereits tlw., nur die größeren Events bereiten mir etwas Sorge). Soweit meine Enschätzung von damals vs. aktuell ... andere Sichtweisen und Aspekte sind willkommen und werden gern gehört resp. gelesen. Edit: Das mag zwar auf den ersten Blick alles etwas pessimistisch klingen und genau in die Kerbe "früher war alles besser" schlagen, aber so drastisch ist es nicht zu sehen. Es war anders ... es gab ein paar schlechte Entwicklungen, doch mit etwas koordinierter Arbeit in die richtige Richtung könnte der Karren aus dem Dreck gezogen werden. Auf Dauer abwechslungsreichere Line-Ups, damit dies wieder als Normalzustand betrachtet wird, könnte durchaus zu einer Befruchtung zwischen den so hart getrennten Subszenen führen. Ein gewisser Hang zur Selbstironie macht's auch leichter, Techno soll Spaß machen ... und nicht alle, die Techno nicht mögen oder gar etwas dagegen sagen, sollten verflucht werden. Die Toleranz fördern und die eingeengten Blickwinkel weiten ... wenn das gelingt, sehe ich der Zukunft positiv entgegen. Mag aber auch sein, daß ich das zu blauäugig sehe und mehr der Wunsch Vater des Gedanken ist ... Der Beitrag wurde von B. bearbeitet: 16 Jun 2004, 03:12 |
|
|
Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 24. November 2024 - 07:38 |
Copyright 2001 - 2014 technoboard.at
|
Die
Texte geben die Meinung der Autoren und nicht unbedingt die des technoboard.at
Teams wieder.
Alle fraglichen Inhalte werden auf Anfrage und alle gegen die BoardRegeln verstossenden Einträge automatisch entfernt (sobald sie bemerkt werden). Kontakt: [email protected] |