Interview mit Chris Liebing |
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Interview mit Chris Liebing |
16 Mar 2004, 00:24
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oft im Keller Gruppe: tb admin Beiträge: 3.627 Mitglied seit: 30-December 01 Wohnort: NIEDERÖSTERREICH/Wachau Mitglieds-Nr.: 3 |
TB Team: Hallo Chris, wir begrüßen dich in Österreich! Gleich mal zu ersten Frage:
Wann hast du in Österreich das erste Mal aufgelegt? Liebing: Das war 1996, da kann ich mich noch sehr gut erinnern, das war zur Harthouse Tour. Am Freitag war ich da in der Nova in Linz und am Samstag in Wien im P1. Damals hab ich in der Afterhour gespielt. Mit dabei waren seinerzeit auch noch Patric Lindsey und Audi vom Label Harthouse. TB-Team: Was waren für dich die herausragensten bzw. schlechtesten Gigs hierzulande? Liebing: Einmal, war ich in Wien gebucht, wie die Veranstaltung hieß weiß ich nicht mehr, allerdings wurde im letzten Moment der Event in ein altes Bordell verlegt. Die Atmosphäre war mal was anders, allerdings gab es massivste Probleme mit der Technik, trotzdem fand ich's recht lustig. Herausragend war für mich, als ich am letzten alten Gasometerevent spielen durfte. Die Events von Eric Fischer in der Nova sind mir auch sehr gut in Erinnerung geblieben. Weiters ist auf alle Fälle das Flex erwähnenswert und das Rave on Snow, das zwar von deutschen Promotern veranstaltet wird, aber bekanntlich ja immer in Saalbach stattfindet. TB- Team: Ist das dein erster Gig in Graz, oder warst du schon mal hier zu Gast und was erwartest du dir? Liebing: Nein, ich bin heute zum ersten Mal hier in der Kulturhauptstadt 2003. Ich bin zwar schon mal hier gelandet, aber nur um nach Maribor in Slowenien weiterzureisen. Von der Location selber hab ich allerdings nur positives gehört. TB-Team: Was sind deine Erfahrungen wenn man Österreich mit Deutschland oder dem restlichen Europa vergleicht? Liebing: Österreich ist für mich so was wie das Tor zum Osten. Auch vom Booking her, da arbeite ich viel mit österreichischen Promotern zusammen. Dadurch konnte ich gute Kontakte aufbauen. Was die Feierstimmung in Österreich betrifft kann man das auf alle Länder umgemünzt eigentlich nie so richtig sagen ob die Leute feierwütig sind oder nicht. Das letzte Mal in der Nova hatte ich eine wirklich geniale Party. TB-Team: Chris, sag, wo legst du persönlich lieber auf, auf Großveranstaltungen oder in Clubs? Liebing: Grundsätzlich muss ich sagen, das jedes seinen Reiz hat für mich. Im Club ist es einfach leichter mit den Leuten auf eine Welle zu kommen, da der Kontakt viel besser ist, man kann da auch mal mit der Musik richtig runter gehen und die Leute sind noch immer voll dabei. Auf Großveranstaltungen sind die Gigs dann meist kürzer, dafür aber intensiver, die 5.000, 10.000 oder mehr Leute geben dann für kurze Zeit alles und das pusht einen schon irgendwie. TB-Team: In wie vielen Ländern hast du schon gespielt, hast du schon alles durch? Liebing: In Europa schon fast. Mir gehen dann noch San Marino oder Lichtenstein ab und in Schweden war ich auch noch nicht. Allerdings muss ich erwähnen, dass ich in Italien erst Ende 2002 überhaupt das erste Mal war. TB-Team: Da in den vergangen Jahren bei div. Großveranstaltungen massivst gegen Drogenkonsum in Form von Autobahnsperren etc. unternommen wurden, sind oft die Veranstalter und in weiterer Folge die Feiergemeinde die Geschädigten. Wie siehst du das? Liebing: Der Idealfall wäre, wenn die Leute nur wegen der Musik kommen und nur wegen dem "drauf" kommen. Der Staat sollte meiner Meinung nach damit anders umgehen. Das Problem wird man wohl nie ganz aus der Welt bekommen. Ich würde da eher raten, dass man die Leute mehr informiert anstatt die Veranstaltungen zu zerstören. Diese Veranstaltungen haben auf kurz oder lang sicherlich auch einen gewissen kulturellen Wert und der sollte doch erhalten bleiben. TB-Team: Merkst du beim Auflegen eigentlich einen Unterschied ob die Leute auf Drogen tanzen oder clean durch die Musik in Extase versetzt werden? Liebing: Teilweise kommen die Leute auf mich zu und erzählen mir, dass sie einige Jahre keine Drogen mehr konsumiert haben und trotzdem bis um 9 Uhr durchgehalten haben. Ich denke, dass man die Musik ohne Drogen viel besser wahrnehmen kann. Ich kann aber nicht feststellen ob der vor mir jetzt wegen der Droge so abgeht oder weil er die Musik so geil findet. Eine Droge ist ja in Wirklichkeit so eine kleine Verarschung, die dir etwas vorgaukelt und dir vormacht ein gutes Erlebnis zu haben. Das wahre gute Erlebnis kriegt man erst wenn man es gelernt hat. TB-Team: Um auf dein neues Album zu kommen, stellt sich für uns und unsere Leser die Frage, warum du diesmal doch eher einen ruhigeren Sound angeschlagen hast, beginnt eine neue Dekade für dich oder zielst du auf die Masse ab? Liebing: Ich denke das Album ist alles andere als kommerziell geworden, ich finde es ist doch etwas düster geworden. Selbstverständlich entwickelt man sich weiter, so auch bei mir. Ich versuche eben die Vielfältigkeit des Technos für mich zu nutzen. Ich finde es auch schade wenn man 10 Jahre nur einen gleichen Beat spielt, man entwickelt sich wie gesagt und probiert dann auch mal aus. In diesem Album hab ich mich eigentlich verwirklichen können. Schön ist auch, dass es bei Techno keine Regeln gibt und alles erlaubt ist. Ich finde wir stecken da gerade mitten drin in der Entwicklung. Gerade was am Computer Sektor abgeht. TB-Team: In welche Richtung willst du dich persönlich weiterentwickeln, was sind so deine Ziele? Liebing: Für mich fängts momentan erst richtig an. Ich experimentiere auch sehr viel mit meinem Equipment herum, dadurch bekommt man die Möglichkeit andere Wege einzuschlagen. Ich will eben jeden Abend einzigartig gestalten. Hab mir auch wieder ein neues Mischpult zugelegt, das ich aber heute leider nicht mithabe da ich noch kein Flytcase dafür besitze. Auch einen 2ten Laptop will ich mir zulegen um noch mehr Effekt ins Set zubekommen. Bei Final Scratch ist ja auch noch so viel Potential drin, was man da alles machen kann, das ist mal ein Schritt. Ich bin gerade am Planen an einem neuen Stigmata LIVE Act mit meinem Kumpel Andre Walter. Ob wir das bis zu den Sommerfestivals umsetzen können ist dahingestellt, es soll auch visuell perfekt sein, soundtechnisch wären wir schon so weit. TB-Team: Du hast soeben Final Scratch erwähnt und hast auch dein eigenes Label, CL-Records. Was hältst du davon, dass Musik über das Internet kostenlos zu haben ist, du aber selbst davon abhängig bist, dass Leute trotzdem Vinyls kaufen. Was ist deine Meinung dazu? Bist du im Grunde dafür, dass Künstler ihre Produkte kostenlos weitergeben und somit den "Vibe" vermitteln, oder siehst du doch das Finanzielle dahinter? Liebing: Ich finde "Musik für Jedermann umsonst, überall", das wär das geilste! Ich glaube aber das Vinyl-Verkäufe auf einem gewissen Level weiterhin existieren werden. Alleine ich kaufe weiterhin Vinyl wie blöd - alles was ich spiele habe ich auf Vinyl. TB-Team: Ja klar, du als Dj schon… Liebing: Ja klar aber trotzdem bist du teilweise Sammler. Du kannst inzwischen auch alles im Internet nachlesen und trotzdem kaufen Leute immer noch Bücher oder Zeitungen. Dafür wird es den Markt immer geben. Es spricht auch nichts dagegen einen weiteren Markt über das Internet aufzubauen. Das Internet ist ein super geniales Werkzeug, gerade um Musik zu verbreiten und ich glaube es wird sich da schon irgendwann eine Lösung finden. Zum Beispiel einen Track für 99 Cent oder so, ist ein super Angebot. Die Leute wissen, dass der Track original ist, von einem guten Server kommt und ohne Virus ist. Aber gerade dass die Musik auf dieser elektronischen Ebene genutzt wird, wie bei Final Scratch, gibt mir noch viel mehr Möglichkeiten als DJ - und die will ich nutzen. Deswegen könnte man jetzt sagen: "Ok, ich stell mich gegen diese Entwicklung und spiel nur noch mit meinen zwei Plattenspielern und leg da Vinyls auf und will gar kein Gerät oder sonst irgendwas machen." Dann bin ich natürlich ein sehr konservativer Mensch und ich mach ja Musik mit der ich versuche irgendwas Neues zu kreieren und für mich passt das überhaupt nicht zusammen. Ich möchte mich mitentwickeln und ich möchte an der Entwicklung auch maßgeblich teilhaben. Deshalb versuche ich bei Final Scratch auch mitzuhelfen das Programm zu entwickeln. Da sehe ich ein riesen Potential drin - einfach um bei Auftritten einen besseren Abend zu haben und mehr rauszukitzeln aus der gesamten Performance. TB-Team: Das Medium Vinyl Vs. Mp3. Denkst du das ist der gleiche Sound oder hat Vinyl mit dem charakteristischen Rauschen im Hintergrund mehr Flair als Mp3s? Liebing: Also erstens sind ungefähr 80 Prozent meiner Mp3s von Vinyl aufgenommen. Daher haben die den typischen Sound. Vor fünf Jahren hätte ich euch zugestimmt. Da hast du zwischen digitaler und analoger Musik noch einen riesen Unterschied machen können aber mittlerweile ist es so weit, dass eigentlich die ganzen Platten so digital produziert sind, dass bis sie aufs Vinyl kommen niemals den Computer verlassen haben. Klar ist das Vinyl ein super Interface für einen Dj - du kannst die Musik kontrollieren, aber ich glaube nicht, dass es denjenigen auf der Tanzfläche betrifft. Der da auf der Tanzfläche ist und in der Musik drinnen ist, der wird nichts vermissen weil es nichts gibt was man vermissen kann. Der Sound hat genau die gleiche Fülle wie mit einer Platte. Und der Unterschied den es macht, den hörst du in einem Club sowieso nicht. Das Positive überwiegt was du aus der Musik machen kannst. TB-Team: Einer der größten Vertriebe, Prime, ist pleite gegangen. Du hast aber dennoch mit dem Time Warp Veranstalter einen neuen Vertrieb gegründet. Siehst du da überhaupt Chancen, dass der bestehen kann, finanziell? Denkst du nicht auch dass Mp3s am Untergang von Prime beteiligt waren? Liebing: Nicht unbedingt! Die Vinyl Verkäufe sind die letzten 3-4 Jahren ein wenig zurückgegangen sind aber relativ stabil. Weil es gibt eben immer noch die Fans, die das Vinyl haben wollen. So wie ich - wenn eine neue, coole Platte rauskommt dann möchte ich die auf Vinyl zu hause stehen haben. Klar wird sich das Kaufverhalten in den nächsten Jahren ändern - es wird sich alles noch mehr dem Internet zuwenden. Ein Vertrieb bietet aber viele Möglichkeiten Musik einfach unters Volk zu bringen. Mit dem Internet hast du ein Medium, mit dem du viele Leute erreichen kannst - daran glauben wir. Bei Prime gab es verschiedene Gründe warum sie den Bach runter gegangen sind aber die wurden einfach zu groß. Es war eine viel zu große Blase, die in sich zusammengefallen ist und Techno kann so eine große Blase nicht verwalten. TB-Team: Also eher auf kleine Vertriebe aufgeteilt? Liebing: Ja, genau. Das ist das schöne was jetzt passiert ist. Es ist zwar schade um den schönen Vertrieb und wir haben alle ganz tolle Zeiten damit gehabt aber es ist nicht so tragisch. Im Endeffekt verteilt sich das auf mehrere kleine Vertriebe und die Leute kümmern sich mehr. Das heißt auch sie sind näher an der Basis dran und neue Leute bekommen vielleicht wieder eine Chance - das ist was bei Prime gar nicht mehr der Fall war. Und so regelt sich alles von selbst. Ich glaube daran, dass sich der Markt immer irgendwann von selbst regelt. TB-Team: Welche Labels haben für deinen Vertrieb schon angefragt? Liebing: Wir wollen zuerst Mal mit den Labels die wir haben - und wir haben inzwischen wirklich einige - was machen. Ich bin mit meinen eigenen Labels auch dabei und wir wollen es mal so handhaben, dass wir die Leute die dabei sind gut betreuen können. Wenn das alles einmal läuft, und das dauert in einem neuen Business ein wenig, dann können wir dastehen und sagen "Hallo, wir sind offen für alles mögliche…". TB-Team: Vom Musikstyle her von A-Z oder doch eher Techno? Liebing: Es bewegt sich schon im House - Techno - Bereich. Wir werden da sicher nicht "Cheesy-Trance" verkaufen, da wir keine Lust darauf haben, weil wir uns da auch nicht auskennen und es Leute gibt, die das dann bei weitem besser machen. TB-Team: Ein anderes Thema. Was hältst du von den unserer Meinung nach teilweise überspitzten Dj-Gehältern, die sich natürlich finanziell auch auf das Partyvolk übertragen. Durch sehr hohe Eintritte oder auf der Party selbst mit übertriebenen Getränkepreisen? Liebing: Da bin ich auch wieder der Ansicht dass sich über kurz oder lang der Markt selbst regelt. Veranstaltungen auf denen das Wasser € 7 kostet finde ich absolut überzogen und schwachsinnig und diese Veranstaltungen werden dann irgendwann mal nicht mehr besucht. Wenn die Leute keinen Bock mehr haben dafür soviel Geld auszugeben, dann hat sich das erledigt. Dann kommt auch keiner mehr dahin und dann bucht der Veranstalter auch keinen Dj mehr der 8.000-, 9.000,- oder 10.000,- Dollar kostet. Ich finde ein Dj hat seine 8.000,-, 9.000,- oder 10.000 Dollar verdient, wenn die Leute, egal welchen Eintritt sie bezahlt haben, nach Hause gehen und sagen sie sind zufrieden mit dem Abend. Sie haben ihre, sagen wir mal, zwanzig €uro bezahlt und hatten ihren Spaß und der Veranstalter macht auch seinen Verdienst dabei. Dann rechtfertigt sich auch der Preis. Denn alle Leute, alle Beteiligten, die dazu beigetragen haben diesen Abend zu kreieren gehen glücklich nach Hause. Wenn dem nicht so ist wird über kurz oder lang so was nicht mehr stattfinden. Und somit regelt sich das selber. Es gibt viele Djs deren Gagen komplett überzogen sind… TB-Team: Ein Beispiel bitte? Kannst du ein paar Namen nennen? Findest du jemanden wo du sagst - der ist sein Geld nicht wert… Liebing: (Pause) Aus der oberen Liga? Da muss ich sagen da sind alle ihr Geld wert. Denn sonst wären sie nicht da wo sie sind. Sonst würden sie nicht gebucht werden. Sonst würden die Leute nicht den Eintrittspreis zahlen. Weil der Typ kostet vielleicht 10.000 €uro - aber der Laden ist voll. TB-Team: Aber ist für diesen Dj dann nicht der finanzielle Gedanke über dem ursprünglichen Gedanken warum er auflegen begonnen hat? Wenn er denkt ich spiele auf dem Gig für 10.000 €uro, denn für 5.000 €uro spiel ich nicht mehr. Ist da nicht der eigentliche Gedanke eines Djs verloren gegangen? Wenn er seinen First-Class-Flug haben möchte, sein 5-Sterne-Hotel und drei Freunde mitnehmen… Liebing: Da frag ich dich was ist der typische Gedanke? TB-Team: Eben für die Leute Party machen ohne auf meine dicke, sehr dicke Brieftasche zu denken. Liebing: Der Punkt dabei ist der, dass sich dabei alles so entwickelt hat, dass wenn der Dj 5.000 €uro runtergeht, dann der Veranstalter mit extrem viel Geld nach Hause geht. Warum sollte er das tun? Wenn die Leute das zahlen. Es gibt Unterschiede… TB-Team: Entschuldigung dass ich dich jetzt unterbreche aber der Veranstalter könnte, wenn der Dj um 5.000 €uro runtergeht auch wiederum weniger Eintritt verlangen. Weniger für Getränke verlangen… Liebing: Eben, es gibt Unterschiede. Um diese Szene am Leben zu erhalten sollte es mehr Djs geben, die darauf achten wie hoch der Eintrittspreis ist und ihre Gage an den Eintrittspreis anpassen. TB-Team: Machst du das? Liebing: Ich mach das jedes Mal. Das ist unsere Philosophie. TB-Team: Ist das von der Größe des Clubs abhängig? Liebing: Ja, von der Größe des Clubs abhängig ist A) die Gage und B) ob das alles überhaupt passt und stimmt und C) achten wir darauf, dass der Eintritt passt. Für mich wäre es ein Horror wenn ich irgendwohin komme und nur ich spiele meine 3 Stunden und der Typ nimmt seine 30 €uro Eintritt. Das wäre für mich ein Desaster, da würden die Leute abkotzen und in dem Fall würde das eintreten was ich vorher gesagt habe. Die Leute würden nicht mehr kommen. Das wäre im Endeffekt schlecht für mich, denn ich könnte meine Musik vor den Leuten nicht mehr spielen, weil die sich ausgenutzt fühlen. Deshalb muss ich ja auf so was achten. Es geht ja gar nicht anders. TB-Team: Wir haben am Technoboard seitenlange Diskussionen über Eintrittspreise und Getränkepreise und die Leute kommen trotzdem… Sie fühlen sich verarscht aber kommen trotzdem weil sie unbedingt manche Leute sehen/hören möchten. Liebing: Ich verstehe absolut was du meinst aber es ist immer noch eine Entscheidung der Leute ob sie das nächstes Mal auch wieder so machen möchten. Daher muss von allen Seiten darauf geachtet werden und ich tu das Beste von meiner Seite aus dafür. Wie gesagt: Ideal ist es wenn die Leute am Ende der Party mit einem Smile rausgehen, der Veranstalter fühlt sich für seinen Aufwand und seine Arbeitszeit entlohnt und der Dj geht auch mit seinem Geld in der Tasche nach Hause. Das ist dann ein fairer Abend der gut gelaufen ist. Jetzt geb ich dir ein Beispiel für einen teuren Dj: Ein teurer Dj ist jemand der sagen wir mal 1.000 €uro nimmt und 200 Leute kommen. Der Veranstalter legt drauf - alles legt drauf. Der Dj der 10.000 €uro nimmt und es kommen 2.500 Leute zum gleichen Eintrittspreis, dann sag ich, dass der Dj, der die 1000 €uro nimmt der schweineteure Dj ist. TB-Team: Aber ein Dj weiß ja vorher nicht wie viel Leute kommen werden. Es gibt genug Parties die komplett in die Hose gehen. Liebing: Traurig, traurig wenn der Dj das Geld dann nimmt. TB-Team: Das ist eine gute Aussage. Das würdest du also nicht machen? Liebing: Glücklicherweise passiert so was ganz selten wenn die Veranstaltung gut organisiert ist und auch das Publikum gut abgesteckt ist. Dann funktioniert das meist so, dass es eine "safe" Angelegenheit ist. Ich darf nicht zu oft dort oder dort spielen…. Ich arbeite nur mit Veranstaltern zusammen die das können… Sollte man aber irgendwohin kommen, wo der Veranstalter alles richtig gemacht hat, und sagen wir mal es ist Glatteis, oder sonst irgendwas, dann fände ich es Grausam von einem Dj wenn er sagt ich möchte meine ganze Kohle haben. Man darf da die Djs nicht verurteilen. Es kann auch passieren, dass du als Dj in ein anderes Land geholt wirst und bekommst dies und das versprochen aber der Veranstalter hat sich null Mühe gegeben - dem ist alles Scheißegal - da steht ein Kassettenrekorder in der Ecke und 2 Leute hüpfen rum. Was willst du dann als Dj sagen? "Ach Mann, tut mir echt leid. Du hattest heute leider keinen hier…?!" Da muss man einfach mitdenken. Man muss so was von zwei Seiten abwägen und dieser Balance-Akt, den du da ansprichst ist sehr schwierig. Ich mag auch nicht, dass ein Wasser € 7 kostet und wenn ich darauf Einfluss üben kann dann tu ich das. Und ich kann insofern Einfluss darauf üben, indem ich das lerne. Man geht auch immer wieder falsche Dinge ein. Aber du kommst auf eine Party und wenn du den Eintrittspreis nicht schon kennst informierst du dich und kuckst vielleicht auch mal was ein Wasser kostet. Wenn das zuviel ist, spricht man am nächsten Tag mit dem Veranstalter und sagt, das hat mir echt nicht gefallen. Ich hab kein Problem ein wenig runter zugehen, wenn das der Grund wäre, dass das Wasser so teuer ist. Ich finde das ist jetzt nicht nur nett gesagt weil man so ein netter Mensch ist, sondern es ist langfristig gedacht! Ich will einfach auf Langfristigkeit eine gute Zeit mit den Leuten haben. Und deshalb ist es im Endeffekt wieder egoistisch gedacht. TB-Team: Vielen Dank mal für deine Stellungnahmen. Du hast früher das Wort Smile benutzt. Für dich ist das längst zum Markenzeichen geworden wenn du auflegst. Ist das dadurch auch schon teilweise Show oder steckst du Probleme mit Flug, Gepäck, Übermüdung, Stress etc… wirklich so gut weg. Gibt es eine Chris Liebing Show oder ist alles echt? Liebing: Klar läufst du Gefahr da manchmal reinzurutschen. Das muss man ganz ehrlich sagen aber du holst dich aus einem Tief - es ist stressig, dein Gepäck kommt nicht mit, du kommst sehr spät an, hast wenig geschlafen usw. - auch manchmal raus. Aber sobald du hinters Dj-Pult trittst und du siehst die ganzen Leute vor dir und die haben alle Spaß und du legst die erste Platte auf, dann gibt dir das selbst so einen kleinen Kick. Ich hatte schon früher einen Spitznamen in der Schule - der hieß "Smily". Das war jetzt nicht wegen dem auflegen. Ich weiß nicht, vielleicht habe ich einfach Spaß an dem was ich tue und dann kann ich's auch ehrlich tun. Wenn ich keinen Spaß habe weil irgendwas nicht richtig läuft, dann kann ich das auch nicht aufbauen. Und wenn ich's dann versuche - man rutscht da manchmal rein - du versuchst dann dazustehen "ha ha, alles super". Dann merkst du auch ganz schnell selber bei dir, dass das alles gerade falsch ist. Du bist gerade unehrlich, "was läuft hier gerade eigentlich ab? Zieh jetzt einfach mal bestmöglich dein Ding durch…" Das passiert natürlich auch. Du kannst nicht immer nur rumhüpfen oder so was. Aber das ist wieder der Punkt: Achtest du von vornherein darauf wo du spielst, mit wem du zusammen spielst, wie die Locations sind… Das ist alles eine Vorbereitungssache. Nicht nur von mir sondern auch von den Leuten, die das Booking machen und den Veranstaltern usw… Wenn du von vornherein weißt da ist alles cool organisiert, dann kannst du einen guten Namen haben. Wenn das professionell passiert, dann ist das einfach super. Das ist hier zum Beispiel heute (TechnoAusLiebe @ DomImBerg 21.02.2004) so ein Fall. Ich bin hierher gekommen, hab meine Sachen aufgebaut, super nette Leute hier, tolles Dj-Pult - Alles Klasse! Ich denke auch die Eintrittspreise sind heute Abend o.k. TB-Team: Für Österreich sind die Preise sehr o.k. Liebing: Dann freut mich das doch. : TB-Team: Nur kurz zum heutigen Abend. Gibt es ein Schema das du heut irgendwie umsetzten möchtest oder eine Richtung die du einschlagen willst? Liebing: Ich habe ehrlich gesagt nie so einen richtigen Plan. Ich habe einen groben Plan mit ein paar Tracks die immer gut passend sind für den Anfang. Die relativ neutral sind und `nen Beat haben, wo du selber auch erstmals reinkommen kannst und kucken kannst wie es hier eigentlich läuft. Aber es ist immer anders. Ich bin jetzt gerade hier reingekommen und es wurde ziemlich cooler minimaler Sound gespielt, was ich nicht erwartet hätte. Ich hab gedacht hier geht es "Hurra, Hände hoch und hoch die Tassen" aber es war alles sehr deep gerade und eine gute Stimmung und da hab ich mir gedacht "Halt, wow, hier kann ich vielleicht mal ein bisschen anders anfangen oder so was". Aber momentan weiß ich das noch immer nicht, so ganz genau. TB-Team: Dann bedanken wir uns für das ausführliche Interview und wünschen dir auf jeden Fall viel Spass und schöne 3 - 4 - 5 - 6 - 7 Stunden… Liebing: Ich hab ja jetzt noch eine Stunde geschlafen. Ich krieg das sicher ganz gut hin. Schönen Dank… Der Beitrag wurde von rosch bearbeitet: 24 Mar 2004, 08:40 |
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16 Mar 2004, 17:11
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schlittnfohra! Gruppe: tb admin Beiträge: 22.803 Mitglied seit: 26-March 02 Wohnort: 9900 Mitglieds-Nr.: 85 |
ZITAT(Martin Martini @ 16. Mar 2004, 17:05 ) echt coole sache, wer macht denn die interviews? - fragen/themen erörtern mehrere (IMG:http://www.technoboard.at/style_emoticons/default/wink.gif) - interview machen dann eben leutz, die vor ort sind namen glaub ich müss ma keine nennen, tut ja auch nichts zur sache, ist sozusagen teamwork (IMG:http://www.technoboard.at/style_emoticons/default/smile.gif) |
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